Das Mitgefühlssymbol für Paris und die Deutung als Todesrune

Im folgenden Artikel werde ich nicht auf die Ereignisse in Paris als solche eingehen. Dies ist ein spiritueller Blog, kein politischer.

 

Das rechts abgebildete Symbol wurde vom Franzosen Jean Jullien als Symbol des Friedens für Paris kreiert. Wie genau es zu deuten ist, hatte er mit seinem Posting dieses Bildes auf Twitter und Instagram gleich mitgeliefert.

 

Und doch, schon wird wieder ein neues Schwein durchs virtuelle Dorf getrieben. Es sei die Todesrune. Algiz bzw. Yr umgekehrt. Alle sterben.

Atmen wir einen Augenblick lang tief durch.

 

Ich weiß nicht, wer als erstes mit dieser Interpretation anfing und wie diese Person darauf kommt. Gehen wir vom älteren und damit dem noch unverfälschteren Futhark aus, steht Algiz aufrecht für die eigene Aufrichtigkeit. Für Schutz und die Gegenwärtigkeit. Also das Leben im Jetzt und nicht in der Zukunft oder gar in der Vergangenheit.

Jetzt kommen einige Esoteriker daher und sagen: "Jaaa, aber in der Zeichnung steht die Rune ja auf dem Kopf. Das bedeutet Todesrune, Schwingungen von Tod und Zerstörung, Degeneration der Pyche des Menschen auf unbewusster Ebene." [O-Ton]

Allerdings ist absolut nicht erwiesen, dass hier eine Rune gemeint ist, denn Runen besitzen keine Kurven (siehe die leicht gebogenen, an den Eifelturm erinnernden Beine) und Algiz hat auch keinen Querstrich.

 

Tun wir aber mal so, als sei eine Rune gemeint. In diesem Falle also mit großer Wahrscheinlichkeit Algiz. Erst heute habe ich mich mit meiner Lieblingsrunenmeisterin darüber unterhalten, wie sie zu einer Negativ-Auslegung von auf dem Kopf stehenden Runen steht. Ich persönlich war da immer etwas schwankend, weil ich einer negativen, also eher warnenden Deutung gegenüber durchaus aufgeschlossen bin. Das Ergebnis lautete: Runen scheren sich nicht darum, ob sie auf dem Kopf, auf den Füßen oder auf der Seite liegen. Es gibt immerhin einige Runen, wo ganz und gar nicht eindeutig ist, wie sie gerade liegen. Siehe die Rune Gebo ( X ). Und wenn der Leger auch noch mit Geheimrunen arbeitet, funktioniert eine Deutung anhand der Lage der Rune gar nicht mehr.

 

Gehen wir also von der positiven Deutung von Algiz aus, könnte eine mögliche, negative Auslegung bestenfalls so aussehen: "Gefangen in Vergangenheitsbildern und Zukunftsängsten. Gebeugt statt aufrecht. Unaufrichtigkeit. Schutzlosigkeit."

Tun wir jetzt, abweichend von der originalen Bedeutung seitens des Künstlers so, als wäre die negative Auslegung der Rune Algiz in dem Bild zu deuten, bliebe nur noch zu sagen, dass das Bild dann die derzeitige weltweite Situation ziemlich treffend beschreibt.

 

Quellen:

  • http://www.jeanjullien.com/
  • http://www.eibensang.de/index.php/category/schweinepriester/runen/
  • Ein Runenbuch - Geschichte, Überlieferung und Deutung von Asbru Strauß

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Kommentare: 6
  • #1

    Stigander (Montag, 16 November 2015 10:38)

    Runen haben bei mir keine umgekehrte also Negative Bedeutung. Das kam mit dem Spinner List auf. Egal wie eine Rune liegt. Es ist und bleibt die Rune. Wenn wir etwas hineininterpretieren........... Das macht nur der Mensch in seiner Unwissenheit.

  • #2

    Felis Saeava (Montag, 16 November 2015 12:08)

    Es ist wohl durchaus eine eher negative Deutung von Legungen möglich. Je nach weiteren Zusammenhängen. Jedoch gestürzte Runen gibt es tatsächlich nicht, weil wie beispielsweise genannt Gebo gar nicht zu stürzen geht.

  • #3

    Morpheus (Montag, 23 November 2015 08:38)

    So ein Quatsch aber auch. Natürlich gab und gibt es Todesrunen. Die Geschichte beweist es.

  • #4

    Felis Saeva (Montag, 23 November 2015 11:16)

    Das alte und ursprüngliche Futhark, mit welchem ich wie sämtliche mir bekannten Runenmeister aktiv arbeiten, wurde von etwa 200 v. u. Z. bis ca. 750 n.u.Z. von allen germanischen Stämmen in der gleichen Form genutzt. Hier gibt es eine Rune Algiz, welche ich in meinem Artikel in ihrer Bedeutung bereits geschrieben habe.

    Die Rune Yr, auf welche eine angebliche Todesrune basiert, taucht als erstes im jüngeren Futhark auf. Dieses Futhark wurde etwa ab 700 n. u. Z. bis eta 1000 n. u. Z. genutzt. Dieses Futhark nutzt lediglich 16 Zeichen, statt der bekannten 24 Zeichen, was dermaßen problematisch war, dass später eine Variante mit Punkten in den Zeichen entwickelt wurde.

    Eine Rune mit der Bedeutung einer Todesrune wird erst von Guido von List etwa 1930 entwickelt. Im sogenannten Armanen-Futhark, welches eine reine Erfindung der Nazizeit ist. Einige ursprüngliche Runen wurden hier genutzt und in ihrer Bedeutung pervertiert, andere wurden vollkommen neu erfunden. Wer sich hierauf bezieht, darf das gerne machen, aber ich arbeite nicht mit dem Nazi-Futhark, welches schon eine Beleidigung des Begriffes Futhark ist.

  • #5

    Morpheus (Montag, 23 November 2015 11:48)

    Der römische Kaiser Nero (37-66 n. Chr.), welcher für grausame Christenverfolgungen verantwortlich ist, hat das Zeichen verwendet, um damit seine Verachtung für Apostel Petrus auszudrücken, als dieser mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde.
    Seit dieser Zeit ist es auch als ,,Nerokreuz'', Zeichen des besiegten Juden und Symbol des Antichrists bekannt.

    Die maurischen Horden im Jahr 711, als die in Spanien einvielen, nutzten auf dem Schild der Eroberer auch dieses Kreuz.

    Mit dem gleichen Symbol kämpften 1099 die Sarazaren gegen die Kreuzritter.

    Das selbe Symbol hat man in Rußland auf die Türen der Kirchen geschmiert, welche von den Bolschewisten geschlossen wurden.

    Juden und Zigeunern wurde dieses Symbol auf den Leib gebrannt, brandmarkte sie damit wie zur Zeit der Inquisition.

  • #6

    Asbru (Montag, 23 November 2015 14:29)

    Also Nero hat nichts mit der Entstehung von Runen zu tun, und er hat garantiert auch nicht das Wissen beigebracht bekommen. Außerdem haben die Runen gar nichts mit Christen, Juden oder Kreuzrittern zu tun. Einige Symbole die wir aus späterer Zeit kennen, wie das "Keltenkreuz", sind erst weit später während der Christianisierung entstanden. Einige Forscher sind der Meinung, dass die Entstehung der Runenschrift spätestens im 1. Jhd.n.Ch. erfolgte. Diese ältesten Funde stammen aus Moorfunden. Die ältesten Denkmäler, aus der Zeit um 200 Jhd. n.Ch., findet man hauptsächlich in der Landschaft Schonen (Schweden), dem Jütland, Schleswig und auf den dänischen Inseln. Mit den Fahrten der Wikinger erweiterte sich das Verbreitungsgebiet beträchtlich.
    Runen waren vom 2. bis zum 14. Jhd.n.Ch. überwiegend für geritzte und gravierte Inschriften auf Gegenständen und auf Steindenkmälern in Gebrauch.
    Als älteste Runeninschrift gilt derzeit der Name „Hajra“ auf dem Kamm von Vimose, der in die Zeit 150-200 n. Chr. datiert wird (um 160) . Die Fibel von Meldorf ist eine in Schleswig-Holstein gefundene bronzene Rollenkappenfibel (Gewandspange), die auf die Zeit zwischen 50 und 100 n. Chr. datiert wird. Sie ist damit zwar älter als der Kamm von Vimose, doch besteht die vierbuchstabige Inschrift nicht sicher aus Runen; ihre Lesung ist deshalb umstritten, es könnte aber eine Vorstufe der Runen sein . Etwas jünger ist die auf einer eisernen Speerspitze eingeritzte Bezeichnung „raunijaR“ (der Stamm raun- = ‚versuchen‘, ‚erproben‘). Die Spitze wurde in einem Grab aus der Zeit um 200 n. Ch. in Øvre Stabu (Oppland) Norwegen gefunden .
    Der chronologische Abstand zwischen der ersten Überlieferung und der ersten Runenschrift lässt sich unterschiedlich sehen. In alphabetgeschichtlischem Vergleich gelten 100-200 Jahre (mind. 50 Jahre) als „dunkle Zeit“ . Einige erklären diese Zeit damit, dass auf Holz geschrieben wurde, das aber nicht erhalten blieb, da es ein organisches Material ist. Andere dementieren mit dem Argument, das frühe Moorfunde Runen auf Holz zeigten, und diese doch auch erhalten seien (Thorsberg, Illerup, Vimose ).


    nachzulesen in meinem Buch: Ein Runenbuch - Geschichte, Überlieferung und Deutung