Einer der bewegendsten Momente gestern war, als ein älterer Herr sich zu mir setzte. Schon einige Minuten vorher saß er noch etwas weiter entfernt. Er pirschte sich vorsichtig an mich heran. Als er neben mir saß, erzählte er knapp, dass er am Tag zuvor einen Unfall hatte.
Ein Ehepaar, welches er heimbringen wollte, saß in seinem Wagen. Im Wagen des anderen Fahrers war ein Baby. Der andere Wagen fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit über eine Kreuzung und in sein Auto rein.
Er bat mich, für ihn zu trommeln, was ich auch tat. Erst schnell, was zu seiner aufgeregten Stimmung passte. Dann, Stück für Stück, immer langsamer und ruhiger. Er hatte die Augen geschlossen. saß einfach nur da und ließ die Klänge über sich prasseln. Anschließend brauchte er ein paar Minuten und ein Taschentuch für sich.
“Die Frau war leicht verletzt”, sagte er unvermittelt. Dem Mann ginge es gut. Er sagte auch etwas über das Baby, aber ich verstand ihn unter seinen Tränen nicht und es war wohl auch nicht wichtig, dass ich es verstand. Nur, dass er es gesagt hat.
Ob er schuld sei. Aber er sei immer wieder den Moment durchgegangen. Dann atmete er tief durch.
Ich habe ihn nicht geheilt. Auch die Trommel hat ihn nicht geheilt. Aber die Trommelklänge konnten seinen Schock etwas aufweichen. Der erste Schritt, dass er sich selbst heilen kann.
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Kirstin (Donnerstag, 05 Januar 2017 15:07)
Wunderbares Erlebnis für Dich u d ich wünsche dem Mann, dass er wieder gut aus dieser Situation raus kommt.